Fünf Jahre nach dem Attentat auf Tahir Elçi, dem Vorsitzenden der Rechtsanwaltskammer von Diyarbakır, werden unter anderem auch Polizeibeamte verdächtigt.
BOLD – Als am 28. November 2015 in der Metropole Diyarbakır, am Fuße der historischen Sheikh Mukhtar Moschee, der Vorsitzende der Rechtsanwaltskammer von Diyarbakır Tahir Elçi eine Presseerklärung abgab, wurde der prominente Jurist ermordet. Damals hatte die Regierung im Stadtteil Sur in Diyarbakır eine Ausgangssperre verhängt. Erst fünf Jahre nach dem Attentat auf Elçi wurde abschließend eine Anklageschrift verfasst.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Diyarbakır haben eine Anklageschrift mit 41 Seiten hervorgebracht. Am selben Tag starben mit Elçi gemeinsam auch die beiden Polizeibeamten Ahmet Çiftaslan und Cengiz Erdur. Als Mörder von Elçi wurde Uğur Yakışır, ein Mann mit Verbindungen zur PKK aufgeführt. Doch auch die drei Polizisten S.T., F.T. und M.S., die an jenem Tag nur verletzt wurden, tauchen ebenfalls in der Anklageschrift als Verdächtige auf. Laut Staatsanwaltschaft ist es sehr wahrscheinlich, dass Elçi durch Schüsse aus der Waffe eines der zwei PKK-Mitglieder gestorben ist. Dennoch gelten die Polizisten als Mittäter. Für sie fordert die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe zwischen zwei und sechs Jahren.
Dreimal lebenslänglich
In der Anklageschrift wird Yakışır vorgeworfen zwei Polizeibeamte getötet und die Einheit der Nation angegriffen zu haben. Dafür soll er dreimal lebenslänglich bekommen. Für das Töten von Elçi sowie den Tötungsversuch des Polizeibeamten S.T. forderte die Staatsanwaltschaft jeweils 20 Jahre Haft und wegen unerlaubten Waffenbesitzes fünf weitere Jahre. Insgesamt forderte die Staatsanwaltschaft drei mal erschwerte lebenslange plus 45 Jahre Haft für Yakışır. Das Thema Mord an Tahir Elçi wird in der Türkei immernoch heftig diskutiert.