Die Koran-Lehrerin Nesrin Gençosman war eine von vielen Schwerkranken in den türkischen Gefängnissen. Die am 1. Juni 2018 verhaftetete Gençosman erkrankt nur fünf Tage später. Obwohl sich die Krankheit der Lehrerin verschlimmerte und sich zu einer Lungenentzündung entwickelt, weigerte sich das Gefängnis Gençosman in ein Krankenhaus zu verlegen. Viel zu spät kam sie ins Krankenhaus und verstarb dort am 11. Juli 2018 an den Folgen ihrer Erkrankung.
Jetzt hat die Schwester der Lehrerin, Zeynep Gençosman, einen Appell an Innenminister Süleyman Soylu gerichtet. „Die selben Schmerzen sollen nicht auch anderen Familien zugefügt werden (…) Die Türkei darf diese Familien mit ihren Sorgen alleine lassen.“ Das Land dürfe seine Bürger nicht dem Tod überlassen.
Die Gefängnisse in der Türkei sind überbelegt. Sollten die Zellen Platz für 120.000 Gefangene haben befinden sich heute rund 300.000 Insassen in den Gefängnissen, unter ihnen sind zehntausende politische Gefangene wie etwa Menschenrechtler, Oppositionspolitiker Journalisten und Lehrer. Auch viele Kranke befinden sich in den Gefängnissen, deren medizinische Versorgung nicht ausreichend gewährleistet wird. Immer wieder kommt es deswegen auch zu Todesfällen unter den Gefangenen.
Sollte das Coronavirus auf die Gefängnisse überschwappen, so wären die Folgen katastrophal. Die Regierung plant deswegen angesichts der Corona-Krise die Entlassung der Gefangenen. Politische Gefangene sollen davon jedoch ausgenommen sein. Umso mehr werden in den sozialen Medien für eine Entlassung auch der politischen Häftlinge geworben.