Weil sie die Familien von inhaftierten Gülen-Anhängern unterstützt haben, wurden erneut zahlreiche Personen in der Türkei festgenommen. Im Polizeipräsidium seien die Inhaftierten der Folter ausgesetzt. Jetzt wurden Fälle von sexueller Erniedrigung und schwerer Folter bekannt. Den Betroffenen werde sogar gedroht, sie mit einer Flasche zu vergewaltigen.
von Cevheri Güven
Innenminister Süleyman Soylu hatte es vor kurzem angekündigt. Es werde größere Razzien gegen die Gülen-Bewegung geplant. Kaum hat es wieder Massenverhaftungen gegeben, werden immer mehr Folterfälle bekannt. Nach dem 77 Personen in verschiedenen Städten festgenommen wurden und zur Antiterrorpolizei TEM nach Ankara gebracht wurden, sollen sie dort gefoltert worden sein.So konnte der am 19. Novemer 2019 festgenommene N.C. erst am 21. November mit seinem Rechtsanwalt Rıdvan Çobanoğlu sprechen. Nach dem N.C. seinem Verteidiger von der Folter erzählte, schaltete dieser das Menschenrechtszentrum der Rechtsanwaltskammer Ankara ein. Die Mitglieder der Rechtsanwaltskammer durften allerdings mit N.C. nicht sprechen.
7 Antiterrorpolizisten der „Abteilung D“
N.C., befindet sich weiterhin in Haft. Seinem Verteidiger Çobanoğlu hat er erschreckende Details über die Folter erzählt: „Ich wurde Nachts um 2 Uhr in ein Verhörzimmer gebracht. Ich wurde dann von 7 Personen, die sich als Angehörige der Antiterrorpolizei der Abteilung D bekannt gaben, zunächst nackt ausgezogen. Der Vorgesetzte von ihnen, Abdulkadir Yilmaztürk, zog dann Plastikhandschuhe an und folterte mich, in dem er meine Brustwarzen und Ohrläppchen quetschte. Dann brachten sie in das Verhörzimmer eine Mineralwasserflasche und drohten mich damit zu foltern. Um keine Spuren zu hinterlassen, hat man mich an verschiedenen Bereichen meines Körpers gefoltert…
Verteidiger durfte kein Protokoll schreiben
Der Rechtsanwalt Rıdvan Çobanoğlu wollte beim Gespräch sie Aussage seines Mandanten protokollieren und ihn dann unterschreiben lassen. Die Polizeibeamten hinderten ihn aber daran. Çobanoğlu hat dann nach dem Verlassen des Polizeipräsidiums sofort ein Gedächtnisprotokoll geschrieben. Mit diesem hat er dann die Rechtsanwaltskammer in Ankara sowie ihr Menschenrechtszentrum eingeschaltet. Der Leiter des Menschenrechtszentrums der Rechtsanwaltskammer in Ankara, Deniz Özbilgin, bestätigte, dass der Rechtsanwalt Çobanoğlu gegen Mitternacht ins Präsidium ging, damit die Folter beendet werde und ihm dort Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Özbilgin und Çobanoğlu wurden nicht ins Gebäude des Polizeipräsidium in der Hauptstadt gelassen, wegen „Personalmangels.“
„N.C. hatte Schwierigkeiten zu laufen“
Der Rechtsanwalt berichtet, N.C. habe Schmerzen und Schwierigkeiten gehabt zu gehen. Çobanoğlu konnte ein weiteres Mal mit seinem Mandanten sprechen. Dort habe ihm N.C. erzählt, dass er erneut gefoltert wurde. „Warum hast du das den Anwälten erzählt,“ sollen seine Peiniger ihm dabei vorgeworfen haben.
Vorwurf der „Hilfe für Familien von Inhaftierten“
Die jüngsten Razzien in der Türkei sollen sich gegen Wechselstuben gerichtet haben. Den Festgenommenen wurde zur Last gelegt Familien zu Helfen, deren Angehörige im Gefängnis seien.
Razzien gegen 200 Türkischstämmige
Vor kurzem hatte die Polizei in Deutschland Razzien durchgeführt. Betroffen waren rund 200 Türkischstämmige, die illegal Geld in die Türkei geschafft haben sollen. Das türkische Innenministerium teilte mit, dass diese Gelder von Mitgliedern der Gülen-Bewegung geschickt wurden, um die türkische Wirtschaft zu retten. In Deutschland hingegen wurde niemand von der Gülen-Bewegung in diesem Zusammenhang festgenommen.
Aufruf zum Stopp der Folter
Der Rechtswanwalt Rıdvan Çobanoğlu fordert, dass der Fall seines Mandanten von der Staatsanwaltschaft bearbeitet wird. Çobanoğlu und die Rechtsanwaltskammer in Ankara haben zudem angekündigt juristischen gegen die Folterfälle vorzugehen.
Die deutsche Version wurde leicht redaktionell bearbeitet. Das Original können Sie hier lesen.