In den türkischen Gefängnissen stehen Menschenrechtsverstöße an der Tagesordnung. Ein besonders tragisches Beispiel ist der des 41-jährigen Engin Erol. Nachdem der Mann ins Gefängnis von Erzurum gebracht wurde, erkrankte er an Krebs. Dennoch wurde Erol nicht entlassen. Erst als es zu spät war, brachte man ihn ins Krankenhaus von Erzurum, wo er Donnerstag Nacht verstarb.
Erol wurde im Rahmen der Razzien gegen Anhänger der Gülen-Bewegung festgenommen und verbrachte zunächst zwei Jahre im Gefängnis von Artvin. Anschließend verbrachte er bis zu seinem Tod 15 Monate im Gefängnis von Erzurum. Seine Krebserkrankung wurde im Gefängnis festgestellt. Dennoch musste Erol drei Monate warten, bis er zu einem Arzt durfte. Kam der Mann mit 130 kg ins Gefängnis, bestand er am Ende genauso wie der Wissenschaftler Ahmet Turhan Özcerit, der ehemalige Polizist Kadir Eyce und der Lehrer Tacettin Toprak praktisch nur noch aus Haut und Knochen.
Mehr als 20 Anträge ignoriert
Der Tod von Engin Erol ist ein Skandal. Mehr als 20 Anträge des Mannes wurden durch verschiedene Stellen ignoriert. Hatte das zuständige Gericht aufgrund seiner Erkrankung die Freilassung ignoriert, wurde diese auf Grund des Widerspruchs der Staatsanwaltschaft wieder aufgehoben. Bis zum Sterbeprozess musste Erol deswegen im Gefängnis bleiben.
„Betet für die Gefängnisinsassen“
Nachdem Erol ins Krankenhaus gebracht wurde, bat Erol seine Angehörigen um Hilfe für die Gefangenen. „Im Gefängnis tötet sie die Insassen. Es gibt zwei weitere Personen in meiner Situation. Betet für Sie,“ sagte Erol. Er nannte zudem die Namen der verantwortlichen der Sanitätsstation und des Gefängnisdirektors, die eine Verlegung ins Krankenhaus verhindert und dadurch ihre Pflichten verletzt haben.
Die Verantwortlichen sollten vor Gericht gestellt werden, bat der Mann im Sterbebett seine Angehörigen. „Im Gefängnis von Erzurum ist vor einigen Monaten der Direktor ausgetauscht worden. Der neue Direktor lässt die Heizungen nicht anwerfen. Seit er da ist, hat sich die Situation verschlechtert,“ soll der Todkranke gesagt haben.
Wegen der Geburt seines Kinder zurückgekehrt
Nach dem Putschversuch Erol geschäftlich im Ausland. Weil aber die Geburt seines Kindes bevorstand, kehrte er in die Türkei zurück, wo er dann auch festgenommen wurde.
Beerdigung heute
Engin Erol war verheiratet und hinterlässt neben seiner Ehefrau drei Kinder. Die Beerdigung findet heute im Anschluss an das Totengebet in Rize in der Mosche „Çayeli Eski Camisi“ statt.