Gökhan Türkmen war neun Monate verschollen. Später stellte man fest, dass der türkische Geheimdienst MIT seine Finger im Spiel hatte. Jetzt wird Gökhan Türkmen der Prozess gemacht und erzählt vor Gericht, wie er gefoltert wurde.
BOLD – Der türkische Geheimdienst MIT hatte nach dem Putschversuch vom Juli 2016 in der Türkei viele Menschen, u.a. aus dem Ausland, entführt. Gökhan Türkmen gehörte zu diesen Menschen. Bold berichtete ausführlich über das Schicksal Türkmens.
Jetzt konnte Türkmen, der mehr als 271 Tage verschollen war, seine Erlebnisse auch vor Gericht schildern. Türkmen ist Ende 2019, erst nach etwa 271 Tagen auf einer Polizeiwache aufgetaucht und wurde danach auch sofort verhaftet. Im Rahmen seines Prozesses durfte Türkmen nun vor dem 2. Strafgericht in Ankara sein schweres Schicksal vortragen.
So behauptet Türkmen, er sei am 7. Februar 2019 in Antalya von drei Personen entführt worden. Diese drei Personen trugen demnach Westen der türkischen Polizei. Danach sei man mit ihm etwa 4 bis 5 Stunden an einen unbekannten Ort gefahren. Nach BOLD-Informationen handelt es sich bei diese Ort um ein Folterzentrum in der Hauptstadt Ankara. An diesem Ort soll Türkmen dann, laut eigenen Aussagen, viele Monate gefoltert worden sein.
Gegen Willen Aussagen unterschrieben
Anschließend habe man ihn wieder nach Antalya zurückgebracht und so getan, als sei er dort von der örtlichen Polizei aufgefunden worden. Auf der Polizeiwache habe man ihn dazu gedrängt, auf sein Recht, einen Rechtsanwalt zu bestellen, zu verzichten, erzählt Türkmen. Einige seiner Aussagen seien ihm in den Mund gelegt worden. Diese habe er dann gegen seinen Willen unterschrieben. Er habe Aussagen gegen sich selbst, seine Ehefrau und seine Familie tätigen müssen, sagte Türkmen vor Gericht.
Eine von sieben Personen weiterhin verschwunden
Neben Gökhan Türkmen waren 2019 weitere sechs Personen entführt worden. Nach wachsendem Druck aus der Öffentlichkeit wurden neben Türkmen, auch Salim Zeybek, Erkan Irmak, Yasin Ugan, Özgür Kaya und Mustafa Yılmaz nacheinander der Polizei übergeben. Lediglich von Yusuf Bilge Tunç, der ebenfalls seit 2019 verschwunden ist, gibt es weiterhin keine Spur.
Vermutlich werden diese Personen wegen ihrer Nähe zu der Gülen-Bewegung entführt. Die Gülen-Bewegung wird in der Türkei seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 verfolgt, weil die türkische Regierung die Bewegung als Urheber für den Putschversuch sieht. Das ist bislang aber nicht bewiesen.
Gökhan Türkmen selbst ist Chemiker. Die Ehefrau von Gökhan Türkmen hatte bereits erklärt den Rechtsweg für ihren Mann bis zum Schluss ausschöpfen zu wollen: „Ganz gleich, bis vor welches internationale Gericht das auch gehen mag.“ Sie sei entschlossen, vor jede Instanz zu gehen.