Kurz nach dem die Angeklagten bei den Gezi-Protesten freigesprochen wurden, wurde erneut Haftbefehl für den Mäzen Osman Kavala erlassen. Diesmal wird Kavala vorgeworfen an dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 teilgenommen zu haben. Das hat bei der Opposition und im Ausland zu heftiger Kritik geführt. „Gerade wegen seiner Kontakte zum Westen ist Osman Kavala eine wertvolle Geisel,“ äußerte sich der Journalist und Oppositionspolitiker Ahmet Şık. Wäre es beim Freispruch geblieben, müsste man sich Şık zufolge fragen, wie hoch das Lösegeld gewesen sei.
Kritik gab es auch von der Bundesregierung: „Wir sind bestürzt über die erneute Inhaftierung von Osman Kavala unmittelbar nach seinem Freispruch. Wir fordern schnellstmögliche Aufklärung unter Einhaltung aller rechtsstaatlichen Standards, zu denen sich die Türkei verpflichtet hat,“ so die Mitteilung des Auswärtigen Amtes über Twitter. Präsident Erdoğan hatte den Freispruch der Richter kritisiert. „Mit einem Manöver haben sie versucht, ihn freizusprechen“.
Doch Kavala ist nur ein prominentes Beispiel unter zehntausenden politischer Gefangener in der Türkei. „Es gibt viele Gefangene wie Osman Kavala, denen Ungerechtigkeit widerfahren ist und deren Namen wir nicht einmal kennen, so Şık. Der HDP-Politiker sagte weiter, „dieses Mafia-Regime wird das Jahr 2020 nicht beenden können.“