Nach seiner Verschleppung in Antalya verbrachte Gökhan Türkmen 271 Tage in einem geheimen Foltergefängnis (Black Sites), bis er von seinen Peinigern an die Polizei übergeben wurde. Diese hatten ihn dann wegen Terrordelikten festgenommen. Erst Monate nach seiner Übergabe an die Polizei wurde Türkmen vor einen Richter gestellt.
„Ich wurde von Personen verschleppt, die sich als Polizisten ausgaben. Ich wurde neun Monate lang gefoltert und an die Polizei übergeben,“ sagte er damals aus. Das Gericht hat deswegen entschiede,, dass wegen der Vorwürfe Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Ankara gestellt wird.
Folter, sexuelle Nötigung, Hunger
Die Details der Verschleppung und anschließende Folter sind schockierend: „Die Entführer hatten Polizeiwesten an. Nach der Festnahme gab es eine vier bis fünfstündige Autofahrt. Auf dem Weg wurde es dunkel. Es war gegen 17 Uhr. Nach dem es dunkel wurde haben sie an einem Waldstück meine Kleidung gewechselt. Sie haben mich mit ihren Waffen bedroht und mich mit Kabelbindern an Händen und Füßen gefesselt. Ich wurde 271 Tage lang Gefangen gehalten. Ich musste Hunger und Durst erleiden und war schwerer Folter ausgesetzt. Ich wurde mit meiner Familie bedroht. Ich wurde sexueller Nötigung ausgesetzt. Ich werde einige dieser Details noch später erzählen. Nach diesen neun Monaten wurde ich erneut mit verbundenen Augen durch Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Antalya an die Antiterrorpolizei der selben Metropole übergeben. Ich wurde nach Ankara gebracht, verbrachte acht Tage bei der Antiterrorpolizei. Danach erging Haftbefehl.
Türkmen möchte für sich und seine Familie Schutz
Türkmen beteuert, dass er und auch seine Familie bedroht werden. „Ich möchte Schutz. Ich möchte mich mit einem Rechtsanwalt verteidigen, den ich selbst ausgesucht habe,“ Türkmen. Dem Antrag von Türkmen gab das Gericht statt. Der nächste Gerichtstermin wurde auf den 15. Juni angesetzt.
Gökhan Türkmen wurde am 7. Februar in der Nähe seiner Wohnung in Antalya durch drei Unbekannte verschleppt. Türken wird Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung vorgeworfen. In der Türkei gilt die Bewegung als Terrororganisation. Präsident Erdoğan wirft den Mitgliedern vor, hinter dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 zu stecken. Westliche Staaten hatten immer wieder nach Beweisen dafür verlangt. Diese wurden bislang nicht geliefert. Hinter den Verschleppungen wird der türkische Geheimdienst MIT vermutet. Mehr als 20 ähnliche Fälle hatte es zuvor gegeben, von denen BOLD berichtete.