Erst kürzlich wurde die Festnahme von etwa 80 Studenten bekannt. Laut Informationen von BOLD werden sie derzeit im Polizeipräsidium gefoltert. Neben Studentinnen soll auch ein Schüler mit besonderer Leistung sein.
BOLD – Die türkische Polizei nahm im Rahmen der Ermittlungen gegen die Gülen-Bewegung am 28. Februar etwa 80 Studenten fest, wie Bold erstmals berichtete. Während einige der festgenommenen Studenten bereits freigelassen wurden, befinden sich andere weiterhin in Haft. Die Studenten werden nach Angaben der Anwälte und Familien im Polizeipräsidium gefoltert. Studentinnen würden durch männliche Polizeibeamte gefolter.
Wie jetzt bekannt wurde, befindet sich unter den festgenommenen Studenten auch Miraç Özer, einstiger Landesbester in der Platzierungsprüfung der Türkei. Diese landesweiten Prüfungen müssen Schülerinnen und Schüler in den Klassen 6, 7 und 8 machen. Sie entscheiden über die spätere Eignung für die Oberstufe.
Miraç Özer war bis zu seiner Verhaftung im letzten Jahr seines Jura-Studiums. Neben diesem Erfolg zeichnet Özer aber ein anderes Drama aus. Denn vor wenigen Jahren verlor er seinen Vater. Ali Özer war Arzt und wurde nur 48 Jahre alt. Im Ausnahmezustand in der Türkei wurde er verhaftet und verstarb nach 2,5 Jahren Haftzeit im Gefängnis. Die Mutter des inhaftierten Miraç Özer, Asuman Özer, sprach mit Bold. “Als sein Vater starb, war mein Sohn im 2. Jahr seines Studiums. Er hat das kaum ertragen, musste sein Studium für ein Jahr einfrieren. Jetzt haben sie auch noch meinen Sohn verhaftet ohne irgendeinen Beleg vorzulegen.”
“Die Behauptungen sind haltlos”
Einer ihrer Kinder studiere in Kanada, ein anderes in Europa. Damit Miraç Özer sein Studium schnellstmöglich abschließen kann, seien Mutter und Sohn in der Türkei geblieben. “Unsere Wohnung liegt weit entfernt von der Universität in Ankara. Deshalb wohnte mein Sohn in einer kleinen Wohnung gemeinsam mit einem Freund in der Nähe der Universität. Sie konnten sich nicht sehr gut verstehen, also zog sein Freund aus. Aus Kostengründen hat er sich zwei neue Studenten gesucht. Diese Wohnung hatte mein Sohn selbst angemietet. Die Behauptungen, es handele sich um eine Neu-Strukturierung der Gülen-Bewegung ist vollkommen haltlos”, erläutert die verbitterte Mutter. Ihr Sohn sei schon immer ein außergewöhnlicher Schüler gewesen. Bei den staatlichen SBS-Prüfungen habe er mehrfach mit nur einem einzigen Fehler abgeschlossen. “Sie haben mein Kind ruiniert. Ein wahrlich erfolgreicher Junge. Der Tod seines Vaters war für ihn schon ein schweres Ereignis. Danach hat er sich nur mit großen Mühen aufgerappelt.”, so Asuman Özer weiter.
Folterer wünschten sich diese Kinder zu töten
Die Folterer sollen bedauert haben, dass in der Putschnacht vom 15. Juli 2016 kein Bürgerkrieg ausgebrochen sei. Wäre ein Krieg entfacht, hätten sie diese Studenten und viele weitere ganz einfach töten können, bedauerten die Peiniger. Dabei waren viele unter den derzeit inhaftierten Studenten während des Putschversuchs noch minderjährig.
Studentinnen durch männliche Beamten verprügelt
Entgegen aller juristischen Vorgehensweise der Untersuchungshaft in türkischen Gefängnissen würden die Studenten bis zu drei Mal am Tag mehrere Stunden verhört. Bei diesen außerordentlichen Verfahren soll es auch zum Einsatz von schwerer körperlicher und psychischer Folter gekommen sein. Selbst Studentinnen wurden durch männliche Polizisten schwer misshandelt und gefoltert. Asuman Özer fragt, “wenn sie schon die Mädchen so behandeln, was tun sie dann mit meinem Sohn?”. Auch sie hätte den Verlust ihres Mannes noch nicht verarbeitet. “Zunächst nahmen sie mir meinen Mann und jetzt wollen sie meinen Sohn. Was wollen sie von uns?”.